Meine Kur in Indien

maya

Anflug über Cochin

Die indische Nacht hüllt Cochin um 3.30 in der Früh in tiefstes Dunkel.

Am Rande des dunklen Nichts, wo man den Horizont vermutet, schwebt ein schmaler Nebelschleier in Anthrazitschwarz, vor der schwarzen Nacht.

Über der hauchzarten Grenze, die fast wie erfunden wirkt, zieren ein paar Sterne den Himmel wie Nadelköpfe in einem samtenen Nadelkissen.

Unten – im Wasser des an Ernakulum angrenzenden Meeres, blinken ebenfalls vereinzelte Sterne.

Es ist ein Moment großen Lichtes, den Flughafen zu verlassen und über die glatten hellen Steinplatten dem Ausgang zu folgen.

Dort draußen stehen – abgetrennt durch eine Schnur – die Familienangehörigen, die Fahrer, die Wartenden. Dort draußen ist Indien. Dort ist das Licht.

Die Energie Indiens fährt in mich hinein. Etwas liegt in der Luft, zwischen dem typischen indischen süßen Muffgeruch, und dem heute beschwerend zugrunde liegenden Smoggeruch.

Der Taxifahrer fährt mich in einem dieser ursprünglichen Überbleibsel aus der Zeit des Britisch-India durch das Land, meiner Ayurvedakur entgegen.

In einem kleinen Ort am Meer ist meine Heimat für die nächsten Wochen. Jetzt erst einmal ankommen…

Auswahl des Kuranbieters

Es gibt einige Anbieter von Ayurvedakuren. Die Auswahl sollte nach folgenden Kriterien ausfallen:

Arzt bringt viel Erfahrung mit

Therapeuten können wirklich gut massieren

Ayurveda – Diät

Hochwertige Öle

Der Ort soll angenehm für alle Sinne sein

Schön wohnen (mit Moskitonetz)

Beratung des Arztes während der Kur

Behandlungen sollten passend sein

Erläuterungen sollten gegeben werden

Preis-Leistungsverhältnis

1. Kurtag

Ich komme mit starken Rückenschmerzen, mein Becken scheint schief zu stehen.

Außerdem habe ich eine Stoffwechselstörung und periodisch wiederkehrende Schmerzen im ganzen Körper. Ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt erklärt mir, das ich unter sehr hohem Vata leide und auch eine Pitta- und eine leichte Kaphastörung habe.

Wir nehmen den ausführlichen Konstitutionstest für mich vor.

Im Massageraum erwartet mich eine Überraschung: ich werde von 2 Therapeutinnen behandelt! Shadi und Trina kümmern sich ab sofort mit aller Hingabe um mich!

Schließlich geht die 1. Behandlung los. Ich bekomme eine Kopfmassage zunächst im Sitzen.

Das Kräuteröl Kshirabala Thailam wird für meinen Kopf verwendet, da ich an zu viel Hitze im Kopf leide, und auf die Mitte meines Scheitels eingerieben. Mit schnellen Kreisungen und bestimmten Linienfolgen wird nun mein Kopf massiert. Dann darf ich mich auf die Holzbank legen, auf der eine Matte mit einem Kunstfasertuch liegt. In der Rückenlage erhalte ich die Gesichtsmassage.

Schon nach der Gesichtsmassage mit einer duftenden Paste aus Safran, Sandelholzöl, Gelbwurz, Kampher und Weihrauch fühle ich mich sehr entspannt und kaum noch ansprechbar. Die Inhaltstoffe der Paste sind die besten für die Gesichtspflege.

Die Behandlungen

Die beiden Therapeutinnen arbeiten nun sehr klar synchron auf meinen beiden Körperseiten.

Nach der Massage bekomme ich gegen meine Rückenschmerzen noch eine Anwendung mit heiss-öligen Kräuterbeuteln.

Die Massage bringt das Öl Murivenna in die Haut tief ein und wirkt in den tieferen Gewebeschichten. Dieses Öl besitzt wundheilende Wirkungen. Es zeigt bei Hautreizungen, Verletzungen der Haut, Blutergüssen und Zerrungen und Schmerzen im Rücken bei Bandscheibenproblemen große Wirkung.

Die Hitze öffnet die Poren und lässt das Öl noch tiefer in das Gewebe eindringen. Ich bekomme das Kshirabala Öl. Es kühlt bei der Wärme, senkt Pitta, und damit Entzündungen, und auch Vatazustände werden verbessert.. Dieses kühlende Öl stärkt Ojas. Es stärkt Nerven und Gewebe. Das Bala und die Milch in den Inhaltstoffen verbessert die Geschmeidigkeit in Haut und Gewebe. Bei Auszehrung ist dieses Öl eines der wertvollsten im Ayurveda.

Innerlich angewendet legt es eine feine Schleimschicht auf Schleimhäute und schützt diese dort, wo es nötig ist: Speiseröhre, Magen, Hals, Mund etc. Knochen und Knorpel werden mit der Zeit bei häufiger Anwendung aufgebaut.Kshirabala bekomme ich in den weiteren Stirnölgüssen am Kopf kombiniert mit Dhanvantari Öl und auch in dem Massageöl.

Nach der Behandlung soll ich duschen und ein Kopftuch tragen.

Die Wirkung

Ich gehe zurück zu meinem Zimmer. Ich fühle mich sehr offen und meine Sinneswahrnehmungen sind geweitet. Ich genieße schon die Umgebung und die warme Luft, die Geräusche und die Gerüche und bin glücklich!

Während der Kur mache ich nicht viel. Ich habe schon mal Smalltalks mit anderen Leuten oder lese, besonders gerne spaziere ich aber an dem langen weiten Sandstrand entlang. Vor allem morgens, um den anbrechenden Tag zu begrüßen!

Abends entblößt sich vor meinen Augen die maßlose, überwältigend farbenfreudige Anmut des Meeres in der Stimmung vor dem Abendrot. Die pastellfarbenen Nuancen schmelzen von türkis, rosa, orange und hellgelb ineinander und spiegeln sich in der Oberfläche der 2 m hohen donnernden Wellen. Das Meer liebt den verspielten Tanz mit den Farbnuancen, die aus dem Himmel reflektieren, und entwirft immer neue Kreationen unendlicher Mosaike.

Nach dem vierten Tag stelle ich plötzlich fest, das ich den morgendlichen Spaziergang am Meer ohne Rückenschmerzen absolviert habe! Mir war es nicht aufgefallen, das mein Becken sich wieder gerade gestellt hätte! Was hat nun so gut geholfen? War es die Kräuterstempelmassage mit Murivennaöl oder ist eine Entzündung aus dem Lendenwirbelbereich rausgegangen? Zuhause ist mein klassischer Gang zum Osteopathen die notwendige Therapie. Er reguliert die Muskelspannung und rückt die Knochen wieder zurecht, und befreit mich damit von akuten Schmerzen.

In dieser Kur scheint die Muskelentspannung kombiniert mit dem Öl den gewünschten Effekt zu erzielen.

Da ich schon leichte Osteoporose an L4/L5 habe, (was auf ein chronisch zu hohes Vata zurückzuführen ist), empfiehlt er mir langfristig, Ghanda Öl an der betreffenden Stelle äußerlich einzureiben und innerlich tropfenweise einzunehmen. Für sämtliche degenerativen Knochen- oder Gelenkleiden wird dieses Öl über einen längeren Zeitraum eingesetzt.

4. Tag

Ab heute bekomme ich nach der Kopf-, Gesichts- und Körpermassage (Abhyanga) den Öl-Stirnguß. Das warme dickflüssige Öl breitet sich über meiner Stirn und meiner Kopfhaut gelantineartig aus. Dieses sehr angenehme Gefühl zieht mich noch tiefer nach innen in eine tiefe Entspannung.

Nach einiger Zeit ist die Behandlung zu Ende.

Nach der Dusche mit heißem Wasser gehe ich zurück zu meinem Raum. Manchmal fühle ich mich sehr verletzbar, an einem anderen Tag ganz zentriert und sehr klar und fein. Vor allem fühle ich mich aber sehr tief gereinigt. Manchmal schauen mich die Menschen ganz genau an, mit weit aufgerissenen Augen. Liegt es an meinem ganz weißen Outfit und weißem Kopftuch mit dem roten Punkt aus Rasnadi Pulver auf der Stirn und auf der Scheitelmitte? Oder hat sich meine Ausstrahlung schon so verändert?

Die Diät

In Deutschland habe ich aufgrund meiner Stoffwechselstörung eine Low Carb Diät verfolgt. Dazu habe ich viel Fette und Öle gegessen, keinen Zucker, kaum Kohlenhydrate und viel Eiweiss. Gegen den Bauchspeck habe ich Alpha Liponsäure eingenommen.

Der Arzt stellt für mich die Ernährung komplett um. Ich bekomme eine für mich vorgesehene Niedrigfett Diät, die vegetarisch ist, und soviel Reis enthält, wie ich am Tag essen kann. Mild gewürzte Spinatsuppe, gekochte Gemüse und Linsen, sowie Korianderwasser sind Bestandteile meines Speiseplans, sowie als Highlight ein täglicher Möhrensaft.

Mit dem Service witzel ich 3 x täglich darüber, was heute zur Auswahl steht.

Eines meiner Kräutermedizinen ist das Vivaldi Leham. Es balanciert alle Störungen von Vata, Pitta und Kapha aus. Es reduziert das Brennen in den Organen, was durch meinen erhöhten Fleischkonsum und die Alpha Liponsäure entstanden ist.

Ojas

Je länger die Kur anhält, umso mehr Ojas entsteht.

Ojas steht für Kraft, Stärke, Lebensfrische, Vitalität und Energie.

Wenn die Verdauung optimal arbeitet, entsteht Ojas.

Ojas wirkt im Immunsystem und schützt den Körper somit vor Angriffen.

Ojas spielt eine große Rolle in der Sexualenergie.

Ojas leuchtet und glänzt in den Augen.

Im Ayurveda ist Ojas die feinste Essenz unserer Nahrung im Verdauungsprozess.

Ojas ist unersetzbar für den Aufbau gesunder Körpergewebe (Dhatus),

der Hormonbildung, der inneren Stärke und Vitalität.

Es sorgt innerlich für ein ausgewogenes Gefühl.

Agni

Ist das Verdauungsfeuer (Agni) geschwächt, mangelt es an Ojas und stattdessen werden Giftstoffe (Ama) gebildet. Agni ist das  Feuer der Transformation, im geistigen sowie im physischen Sinn.

Mala – Ausscheidung – ist für den Körper und die Entgiftung wirklich wichtig.

Wird Mala nicht richtig funktionieren, wird Ama gebildet.

Um Ama auszuscheiden, wird am Ende der Kur eine Darmausleitung gemacht.

Ama sind neben den körpereigenen auch körperfremde Giftstoffe, wie: Blei, Kadmium, Arsen, Fluor, Aluminium etc.

Die im Gewebe gelagerten Giftstoffe werden durch die Ölmassagen ins Körperinnere geführt. Um sie auszuleiten, werden sie in einer Entschlackung aus dem Körper geführt.

Arztgespräch

Der Arzt sagt, er gehe davon aus, das durch meine inneren Verspannungen die Muskeln auf die Nerven drücken würden und dies Schmerzen verursacht. Die Introvertiertheit, die mir zueigen ist, spielt hier eine Rolle.

Ich versuche einmal, diese Aussagen anzunehmen und lege mich jetzt besonders häufig mit dem Rücken in den warmen Sand. Hier schmelze ich in den Boden, lasse alles los, sämtliche Muskulatur schmilzt dahin, sowie alle Gedanken von dem Donnern der Wellen fortgetragen werden.

Dies ist sehr wohltuend! So merke ich doch, wie sehr ich in Deutschland durch meinen Kopf und mein aktives Denken gesteuert werde!

Jedoch gibt es noch keine spürbare Besserung meiner Ganzkörperschmerzen, die sich im Nackenbereich bilden und über den Kopf und Oberkörper ausbreiten. In diesem empfindsamen Bereich sind mir selbst die Massagen manchmal zu fest.

Innere Ölung der Schleimhäute

Das Kshirabala Öl bekomme ich auch als innere Anwendung in einer Potenz von 101 Abkochungen! Es ist als eines der wertvollsten Ayurvedaöle in der Lage, Schleimhäute im Körperinneren wieder aufzubauen und zu kühlen. Eingeatmet durch die Nasenlöcher kann dieses potenzierte Öl selbst Schmerzen im Körper und in den Nerven regulieren.

Ergebnis am Ende der Kur

Der Arzt fragt mich, warum ich nur so hyperaktiv im Kopf bin und während der Kur so wissbegierig bleibe, viele Fragen stelle und viel lese. Er empfielt mir ein aktiveres Sexualleben. Ihn wundert, das die Kur dies bis jetzt nicht gelindert hat, und zieht folgenden Schluss: Meine Schilddrüsenhormone könnten minimal zu hoch eingestellt sein. Dies würde die Hyperaktivität erklären, ebenso die Hitze im Oberkörper und die Körperschmerzen, sowie meine Gewichtsabnahme mit weiterem Gewichtsverlust.

In Deutschland habe ich immer wieder durch Bluttests meine Schilddrüsenhormone einstellen lassen. Sie sind richtig eingestellt, und zwar an der oberen Grenze. Daher ist es gut möglich, das der Arzt eine wertvolle Aussage getroffen hat. Ab heute reduziere ich meine Hormone minimal. Das Ergebnis ist nach einem Monat zu erkennen.

Nach der Kur

Ein paar Wochen nach der Kur entfalten sich die angenehmen Wirkungen der Kur erst richtig.

Ich bin zurück gekommen und habe mich wieder auf das deutsche Klima umgestellt. Meine Haut ist samtig, glatt und satt. Rötungen und Falten sind verschwunden. Meine Augen leuchten aus einer weißeren Sklera. Brennen in Organen sind weg. Die Verdauung hat sich normalisiert. Ich habe schon länger keine Körperschmerzen mehr gehabt.

Innerlich fühle ich mich ruhig, ausgeruht und kann mich gut konzentrieren. Ich fühle mich stark und zentriert. Ich habe das Gefühl, daß mein Immunsystem mich besser schützt. Sogar meine Interessen haben sich etwas verändert, ich habe weniger Interesse an Situationen, die mich zu sehr belasten! Dazu zählen hochaktive Freizeitsportarten. Es scheint mir, das ich jetzt besser auf mich aufpasse.

Die Kur und Indien wirken in meiner Erinnerung noch nach. Das Liegen mit dem Rücken im Sand, während tosende Wellen und Vogelstimmen mich akustisch verwöhnen, kommt mir immer wieder in den Sinn und verwöhnt mich.

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